Sonntag, 7. Dezember 2008

Wochenende in Manila

Da der Text heute etwas länger geworden ist eines vorweg: Die wesentlichen Informationen dieses Eintrags findet der unter Zeitdruck befindliche Leser in Kurzzusammenfassung und Fazit.

Kurzzusammenfassung
Sehr schönes und interessantes Wochenende: Neben Mallhopping und Arnis auch Barhopping und ein Debüt.

Einleitung
Dieses Wochenende gab es keinen Ausflug in die malerische Natur. Stattdessen nur die graue Großstadt. Trotzdem blickten Thies und ich die ganze Woche lang schon auf vergangenen Samstagabend. Wir waren zu Valeries Debüt geladen. Und damit meine ich keine ordinäre elektronische Einladung auf facebook, sondern eine analoge Einladung aus Papier, in einem Umschlag mit unseren Namen drauf, auf Papier, das nach Rosen duftete. Wie auch immer, als Teil der "18 Rosen" waren wir dazu angehalten in formeller Kleidung zu erscheinen.

Greenhills
Da keiner von uns einen Anzug mitgenommen hatte, ging es zum Shoppen in die "Greenhills" Mall, wo es recht günstige (um nicht zu sagen: extrem billige) Kleidung gibt. Die Qualität der Waren lässt zwar zu wünschen übrig, aber wir wollten ja sowieso nur etwas für einen Abend.
Unser erstes Taxi zur Mall blieb nach ca. fünf Minuten und unzähligen beunruhigenden Geräuschen kaputt auf einer Straße mit leichter Steigung stehen. Ich habe mich schon oft gefragt, wie es kommt, dass die uralten Fahrzeuge in den Philippinen trotz ihres maroden Zustandes noch verkehrstauglich sind. Die Antwort ist: sie sind es nicht. Zumindest nicht immer.
Der zweite Taxifahrer, dessen Kleidungsstil von großer Modeaffinität zeugte, brachte uns dann schließlich sicher durch die rush hour zur Greenhills Mall.
Wie sich nach stundenlangem Durch-die-Hallen-Schlendern herausstellte, gab es in dort leider nicht im entferntesten die formelle Kleidung, die wir so dringend benötigten. Lediglich T-Shirts, Schuhe (natürlich nicht in meiner Größe), Uhren und Handys. Erschöpft und mit magerer Beute fuhren wir heim, um rechtzeitig zum Arnis-Training wieder zuhause zu sein.

Arnis
Nach ungefähr drei Monaten konnte ich endlich wieder richtigen Sport machen. Thies und ich, unterfordert vom regulären Sportunterricht an der Uni, trainieren jetzt mit dem Arnis Team der Ateneo. Ab jetzt heißt es also zwei zusätzliche Trainingseinheiten pro Woche, jeweils drei Stunden, ganz nach meinem Geschmack. Nach dem Training am Freitagabend gings weiter zum Greenbelt, ein riesiges Konstrukt mit mehreren Malls, Restaurants, Bars und Clubs.

Greenbelt
Zwei Freunde hatten zu einer Shisha Night in der Absinth Bar geladen. Bevor wir uns auf den Weg machten, aßen wir noch schnell eine Kleinigkeit in einem der zahlreichen Fastfoodrestaurants an der Katipunan Avenue. Dort trafen wir Ivan und einen Freund von ihm. Es stellte sich heraus, dass dieser Freund der Neffe der Besitzerin der Absinth Bar im Greenbelt ist.
Dort angekommen waren die anderen gerade dabei eine Bar weiterzuziehen, weil die Shishas im Absinth noch nicht verfügbar waren. Aber der Balkon vom "Queens in Bollywood" war auch exzellent.
Später stieß noch eine philippinische Freundin dazu, die wiederum den Besitzer der "Temple Bar" kannte und uns so auf die Gästeliste befördern konnte.

Mall of Asia
Trotz der kurzen Nacht ging es am Samstagmorgen mit deutscher Pünktlichkeit zum Treffpunkt für den Ausflug zur "Mall of Asia", der größten Mall der Philippinen. Da nicht alle Teilnehmer genauso pünktlich waren wie wir, ging es erst ca. eine Stunde später tatsächlich los.
Außer einkaufen kann man dort unter Anderen ein Wissenschaftsmuseum besuchen, Schlittschuhfahren oder Bowlen. Im Prinzip ist es eine kleine Stadt für sich.
Wie es sich für die größte Mall gehört, wurden Thies und ich hier auch fündig, was unsere Kleidung für den Abend anging. Spontan habe ich mich mit philippinischer Hilfe für eine elegante, traditionelle Alternative entschieden - ein "Barong".

Bowling in der Mall of Asia - From Philippinen


Valeries Debüt
Adäquat gekleidet ging es dann zum Luxushotel Shangri-La in Manilas Businessviertel Makati. Die Oberklasse-Gasteltern von Valerie, die eigentlich Belgierin ist, hatten den großen Quezon-Ballsaal für den Abend gemietet.

Familienfoto bevor es auf verschiedene Feiern geht; nicht im Bild, da auf Mindoro: Christl und Mario - From Philippinen


Alles lief streng nach Plan ab. Abgesehen von der Startzeit. Wieder waren wir mit deutscher Pünklichkeit um halb acht vor Ort, nur um dann wieder eine Stunde auf den Beginn zu warten. Diesmal gab es wenigstens extrem bequeme Sitzmöglichkeiten.
Den Abend in seiner Ganzheit in Worte zu fassen, würde dieses Blog sprengen, daher die Kurzfassung:
Zunächst essen, drei Gänge, inklusive exotischer Zutaten wie Spargel. Dann sehr formeller Teil inklusive eines kurzen Pflichtwalzers mit der Debütantin. Omnipräsente Profifotografen und ein Kameramann sorgten für die standesgemäße Dokumentation. Ein Diener hatte keine andere Aufgabe, als den Scheinwerfer an den Ort im Saal zu tragen, wo er das Licht optimal für die Fotografen verteilen konnte. Für angemessene Beschallung der Gäste sorgte ein bekannter Opernsänger. Als er an der dramatischsten Stelle des bewegendsten Liedes das Mikrofon beiseite legte und der gesamte Saal nur von dem reinen Klang seiner lauten Opernstimme ausgefüllt war, überkam mich tatsächlich ein Anflug von Gänsehaut. Unglaublich. Nach dem offiziellen Teil ging es für freie Drinks in einer Bar im Hotel. Eine Liveband sorgte für zeitgemäße musikalische Untermalung, zu der so ziemliche alle - auch die Gasteltern - ausgelassen das Tanzbein schwangen.
Außergewöhnlich fand ich - neben den überaus luxuriösen Räumlichkeiten - die Diener in den Toiletten, die sogar den Seifenspender für einen bedienen und einem nach dem Händewaschen ein frisches Stoffhandtuch überreichen.

Hausparty in Malate
Nach dieser eher konservativen Party ging es dann per Taxi und ziemlich overdressed nach Malate, wo ein Bekannter der Franzosen eine Weihnachtsfeier gab, die sich über diverse Apartments des gleichen Hauses erstreckte.
Statt Operngesang gab es hier elektronische Musik zu hören. Das alternativ angehauchte Publikum war extrem international. Schnell ergab sich ein Gespräch mit jemandem, der uns nicht nur auf die Gästeliste eines der nettesten Clubs der Stadt bringen könnte - das kann in den Kreisen, in denen die Ateneans für gewöhnlich verkehren offenbar sowieso so ziemlich jeder - sondern darüber hinaus auch in dessen VIP-Raum.

Fazit
Als Durchschnitts-Europäer auf einmal inmitten Manilas Oberschicht geworfen zu werden ist gleichsam verstörend und gefallend. Vor allem aber interessant.

PS: Ich wünsche euch einen frohen zweiten Advent!

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