Mittwoch, 24. Dezember 2008

Merry Christmas!

Heiligabend in Manila - trotz hoher Temperaturen eine weihnachtliche Sache.

Wir, die lieben Hausbewohner, haben ein königliches Festmahl veranstaltet, zu dem auch ein paar Gäste geladen waren. Besonderer Dank geht hier an die Frauen der WG, die den ganzen Tag in der Küche standen, um dieses kulinarische Meisterwerk Wirklichkeit werden zu lassen. Danke!

Zweiter Gang des Festmahls - From Philippinen


Das Haus voller Leute, aus drei verschiedenen Ländern - From Philippinen


Für den familiären Touch, den man gemeinhin mit Weihnachten verbindet, sorgte die Anwesenheit meines kleinen Bruders Ole, der in ein paar Stunden mit uns aufbricht, um Palawan zu erkunden.

Kleiner und großer Bruder - From Philippinen


Gegen Mitternacht, wenn die philippinischen Familien ihre "Noche Buena" feiern, statteten wir unserem Security Guard einen Besuch ab. Er und seine Kollegen bewachen tagein, tagaus das Tor zu unserer Wohngegend. Da er in dieser Noche Buena nicht bei seinen Liebsten sein konnte, haben wir ihm spontan ein Paket mit allerlei Köstlichkeiten geschnürt und gebracht. Maligayang pasko!

Einzig der Schneemann scheint ob des heißen Wachses etwas zerknirscht - From Philippinen

Sonntag, 21. Dezember 2008

Maligayang Pasko!

Es ist soweit, endlich haben wir einen Tannenbaum im Wohnzimmer. Er ist aus Metall und Plastik, ist aus drei Teilen zusammengesteckt, sieht dafür aber relativ natürlich aus. In gemeinsamer Kraftanstrengung haben Christl, Johanna und ich ihn dann noch liebevoll mit Plastikweihnachtsschmuck, Lichterkette und Süßigkeiten dekoriert. Hier ist das gute Stück:

Oh Tannenbaum! - From Philippinen


Einen frohen vierten Advent wünsche ich Euch! :-)

Nachtrag zum Stromausfall
Macht euch einfach selbst ein Bild:

Ein paar der ordentlicher verlegten Leitungen werden gewartet - From Philippinen

Montag, 15. Dezember 2008

San Miguel Corporation

Philippinische Unternehmen
Heute: Die allseits beliebte San Miguel Corporation, deren Firmenzentrale in Metro-Manila mit Solarstrom gespeist wird.

Eisgekühltes San Miguel Beer - From Beverages in South East Asia

Sonntag, 14. Dezember 2008

Kein Wasser, kein Strom

Fast hätte ich es vergessen: Am Wochenende ist mal wieder der Strom ausgefallen - natürlich in finsterster Nacht. Inzwischen wundere ich mich nicht mehr darüber, sondern eher darüber, dass es nicht noch öfter passiert, so chaotisch wie die Leitungen hier verlegt sind.

Außerdem ist für ein paar Stunden unser Wasser abgestellt worden, weil ein Rohrbruch in der Straße repariert werden musste. Ein paar Stunden lang hatten wir dort einen richtigen kleinen Springbrunnen, bis die Bauarbeiter sich an die Arbeit gemacht haben.

Baustelle statt Springbrunnen - From Philippinen

Samstag, 13. Dezember 2008

Weihnachtszeit

Trotz Schneedefizit kann ich an diesem dritten Advent die vorweihnachtliche Stimmung zumindest erahnen.

Dazu beigetragen haben nicht zuletzt zwei Ereignisse am vergangenen Wochenende. Zum einen wäre da das Erlebnis einer philippinischen "Christmas Cantata", zum anderen eine Dinnerparty im Haus von KJ.

Christmas Cantata
Eingeladen wurden wir von Ruth, die vor ein paar Tagen schon den Ausflug zur Mall of Asia organisiert hatte. Sie gehört zur protestantischen Minderheit auf den Philippinen. Gestern um 14 Uhr holte Ruth also Thies, Alberique und mich an der Uni ab, um uns zu "ihrer" Kirche zu fahren. Der Verkehr in Manila kann mitunter sehr garstig sein, so auch auf unserer Hinfahrt.

Stop and go in Manila - From Philippinen


Als wir letztendlich mit einiger Verspätung in der Kirche, die im vierten und fünften Stock einer Mall angesiedelt ist, ankamen, bot sich für uns Europäer zunächst ein ungewohntes Bild. Statt altehrwürdiger Hallen, wo bedächtige Stille herrscht, erwartete uns eine Halle, die ebensogut für Popkonzerte geeignet wäre. Trotz der recht großen Räumlichkeiten hatten wir keine Schwierigkeiten den Pastor zu sehen oder zu hören. Moderne Technik sorgte dafür, dass sowohl seine Stimme als auch sein Gesicht überall gut wahrnehmbar waren. Unterlegt wurde die Predigt durch Multimediaeinsatz wie Powerpoint-Folien oder kurze Videos, die bestimmte Bibelstellen veranschaulichten.

Pastor predigt mit Inbrust - From Philippinen


Leider konnten die Nicht-Filipinos unter uns die mitreißende halb englische, halb tagalog Predigt nicht im vollen Maße genießen, sodass der folgende Kirchenchor eine willkommene Abwechslung für uns darstellte. Dessen Auftritt ist kaum mit dem deutscher Kirchenchöre vergleichbar. Statt Orgelbegleitung kommt die Musik hier aus Synthesizern, statt Kerzenlicht gibt es eine Lasershow und statt Weihrauch Nebelmaschinen.

Solistin im Spotlight - From Philippinen


Strahlen nach dem Kirchenbesuch: Thies und Alberique - From Philippinen


Dinnerparty
Direkt im Anschluss an die Christmas Cantata gings nach Antipolo zu KJs Dinnerparty. Viele internationale Austauschstudenten waren da und Mitglieder der studentischen Organisation, die für diese verantwortlich ist. Es gab neben Tacos auch philippinische Nudel- und Reisgerichte, die KJs Mutter gezaubert hatte und die, wie auch der Obstsalat zum Nachtisch, eine wahre Gaumenfreude waren.

Satt und glücklich - From Philippinen


Später am Abend wurden noch diverse Weihnachtslieder gesungen - jede Nationalität eines in ihrer Landessprache. Für uns war es "Leise rieselt der Schnee". Es wird mit der Zeit immer weihnachtlicher.

Auftritt der Franzosen - From Philippinen


Danach ging es dann auf Jeromes Despedida im Fiamma, einer angesagten Bar in Makati. Er feiert Abschied, denn er geht nach Frankreich, um seine Auslandserfahrung zu machen. Von allen Ländern hat die Ateneo in Frankreich die meisten Partneruniversitäten. Später noch kurz zu einer Geburtstagsfeier ins Embassy, wo wir dank einer Freundin mal wieder auf der Gästeliste gelandet waren. Alles in allem ein gelungenes Wochenende in Metro-Manila.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Wochenende in Manila

Da der Text heute etwas länger geworden ist eines vorweg: Die wesentlichen Informationen dieses Eintrags findet der unter Zeitdruck befindliche Leser in Kurzzusammenfassung und Fazit.

Kurzzusammenfassung
Sehr schönes und interessantes Wochenende: Neben Mallhopping und Arnis auch Barhopping und ein Debüt.

Einleitung
Dieses Wochenende gab es keinen Ausflug in die malerische Natur. Stattdessen nur die graue Großstadt. Trotzdem blickten Thies und ich die ganze Woche lang schon auf vergangenen Samstagabend. Wir waren zu Valeries Debüt geladen. Und damit meine ich keine ordinäre elektronische Einladung auf facebook, sondern eine analoge Einladung aus Papier, in einem Umschlag mit unseren Namen drauf, auf Papier, das nach Rosen duftete. Wie auch immer, als Teil der "18 Rosen" waren wir dazu angehalten in formeller Kleidung zu erscheinen.

Greenhills
Da keiner von uns einen Anzug mitgenommen hatte, ging es zum Shoppen in die "Greenhills" Mall, wo es recht günstige (um nicht zu sagen: extrem billige) Kleidung gibt. Die Qualität der Waren lässt zwar zu wünschen übrig, aber wir wollten ja sowieso nur etwas für einen Abend.
Unser erstes Taxi zur Mall blieb nach ca. fünf Minuten und unzähligen beunruhigenden Geräuschen kaputt auf einer Straße mit leichter Steigung stehen. Ich habe mich schon oft gefragt, wie es kommt, dass die uralten Fahrzeuge in den Philippinen trotz ihres maroden Zustandes noch verkehrstauglich sind. Die Antwort ist: sie sind es nicht. Zumindest nicht immer.
Der zweite Taxifahrer, dessen Kleidungsstil von großer Modeaffinität zeugte, brachte uns dann schließlich sicher durch die rush hour zur Greenhills Mall.
Wie sich nach stundenlangem Durch-die-Hallen-Schlendern herausstellte, gab es in dort leider nicht im entferntesten die formelle Kleidung, die wir so dringend benötigten. Lediglich T-Shirts, Schuhe (natürlich nicht in meiner Größe), Uhren und Handys. Erschöpft und mit magerer Beute fuhren wir heim, um rechtzeitig zum Arnis-Training wieder zuhause zu sein.

Arnis
Nach ungefähr drei Monaten konnte ich endlich wieder richtigen Sport machen. Thies und ich, unterfordert vom regulären Sportunterricht an der Uni, trainieren jetzt mit dem Arnis Team der Ateneo. Ab jetzt heißt es also zwei zusätzliche Trainingseinheiten pro Woche, jeweils drei Stunden, ganz nach meinem Geschmack. Nach dem Training am Freitagabend gings weiter zum Greenbelt, ein riesiges Konstrukt mit mehreren Malls, Restaurants, Bars und Clubs.

Greenbelt
Zwei Freunde hatten zu einer Shisha Night in der Absinth Bar geladen. Bevor wir uns auf den Weg machten, aßen wir noch schnell eine Kleinigkeit in einem der zahlreichen Fastfoodrestaurants an der Katipunan Avenue. Dort trafen wir Ivan und einen Freund von ihm. Es stellte sich heraus, dass dieser Freund der Neffe der Besitzerin der Absinth Bar im Greenbelt ist.
Dort angekommen waren die anderen gerade dabei eine Bar weiterzuziehen, weil die Shishas im Absinth noch nicht verfügbar waren. Aber der Balkon vom "Queens in Bollywood" war auch exzellent.
Später stieß noch eine philippinische Freundin dazu, die wiederum den Besitzer der "Temple Bar" kannte und uns so auf die Gästeliste befördern konnte.

Mall of Asia
Trotz der kurzen Nacht ging es am Samstagmorgen mit deutscher Pünktlichkeit zum Treffpunkt für den Ausflug zur "Mall of Asia", der größten Mall der Philippinen. Da nicht alle Teilnehmer genauso pünktlich waren wie wir, ging es erst ca. eine Stunde später tatsächlich los.
Außer einkaufen kann man dort unter Anderen ein Wissenschaftsmuseum besuchen, Schlittschuhfahren oder Bowlen. Im Prinzip ist es eine kleine Stadt für sich.
Wie es sich für die größte Mall gehört, wurden Thies und ich hier auch fündig, was unsere Kleidung für den Abend anging. Spontan habe ich mich mit philippinischer Hilfe für eine elegante, traditionelle Alternative entschieden - ein "Barong".

Bowling in der Mall of Asia - From Philippinen


Valeries Debüt
Adäquat gekleidet ging es dann zum Luxushotel Shangri-La in Manilas Businessviertel Makati. Die Oberklasse-Gasteltern von Valerie, die eigentlich Belgierin ist, hatten den großen Quezon-Ballsaal für den Abend gemietet.

Familienfoto bevor es auf verschiedene Feiern geht; nicht im Bild, da auf Mindoro: Christl und Mario - From Philippinen


Alles lief streng nach Plan ab. Abgesehen von der Startzeit. Wieder waren wir mit deutscher Pünklichkeit um halb acht vor Ort, nur um dann wieder eine Stunde auf den Beginn zu warten. Diesmal gab es wenigstens extrem bequeme Sitzmöglichkeiten.
Den Abend in seiner Ganzheit in Worte zu fassen, würde dieses Blog sprengen, daher die Kurzfassung:
Zunächst essen, drei Gänge, inklusive exotischer Zutaten wie Spargel. Dann sehr formeller Teil inklusive eines kurzen Pflichtwalzers mit der Debütantin. Omnipräsente Profifotografen und ein Kameramann sorgten für die standesgemäße Dokumentation. Ein Diener hatte keine andere Aufgabe, als den Scheinwerfer an den Ort im Saal zu tragen, wo er das Licht optimal für die Fotografen verteilen konnte. Für angemessene Beschallung der Gäste sorgte ein bekannter Opernsänger. Als er an der dramatischsten Stelle des bewegendsten Liedes das Mikrofon beiseite legte und der gesamte Saal nur von dem reinen Klang seiner lauten Opernstimme ausgefüllt war, überkam mich tatsächlich ein Anflug von Gänsehaut. Unglaublich. Nach dem offiziellen Teil ging es für freie Drinks in einer Bar im Hotel. Eine Liveband sorgte für zeitgemäße musikalische Untermalung, zu der so ziemliche alle - auch die Gasteltern - ausgelassen das Tanzbein schwangen.
Außergewöhnlich fand ich - neben den überaus luxuriösen Räumlichkeiten - die Diener in den Toiletten, die sogar den Seifenspender für einen bedienen und einem nach dem Händewaschen ein frisches Stoffhandtuch überreichen.

Hausparty in Malate
Nach dieser eher konservativen Party ging es dann per Taxi und ziemlich overdressed nach Malate, wo ein Bekannter der Franzosen eine Weihnachtsfeier gab, die sich über diverse Apartments des gleichen Hauses erstreckte.
Statt Operngesang gab es hier elektronische Musik zu hören. Das alternativ angehauchte Publikum war extrem international. Schnell ergab sich ein Gespräch mit jemandem, der uns nicht nur auf die Gästeliste eines der nettesten Clubs der Stadt bringen könnte - das kann in den Kreisen, in denen die Ateneans für gewöhnlich verkehren offenbar sowieso so ziemlich jeder - sondern darüber hinaus auch in dessen VIP-Raum.

Fazit
Als Durchschnitts-Europäer auf einmal inmitten Manilas Oberschicht geworfen zu werden ist gleichsam verstörend und gefallend. Vor allem aber interessant.

PS: Ich wünsche euch einen frohen zweiten Advent!

Montag, 1. Dezember 2008

Die Strände von La Union

Lange genug harrten wir im rasenden, tobenden Moloch Manila aus. In einer Megastadt, in der es im Wesentlichen Smog, Armut und Malls zu sehen gibt, lässt sich die Reiselust nicht lange unterdrücken.

Klischeehafter Sonnenuntergang in San Juan (La Union) - From Philippinen


Vergangenes Wochenende ging es für umgerechnet sechs Euro per Bus nach San Juan in La Union. Die knapp sechsstündige Reise brachte uns an einen malerischen, abgelegenen Strand. Zum Surfen waren die Wellen (für uns) allerdings ein wenig zu stark, weshalb wir einen Jeepney samt Surflehrern und -brettern mieteten und uns ein paar Kilometer weiter im Wellenreiten übten. Mein Buddy Ivan, der mir anfang des Semesters zugeteilt worden war, erwies sich als wahres Organisationstalent vor Ort. Er kennt an diesem Küstenabschnitt alles und jeden.

Offizielle "Buddies" - From Philippinen


Drei Tage lang hieß für die ca. 20 Leute unserer bunt-gemischten Reisegruppe es nur am Strand liegen, surfen, baden oder Fruchtshakes trinken. Eine willkommene Abwechslung zum grauen Großstadtalltag.

Entspannen unterm Sonnenschirm: Bart, Marc, Elaine und Ivan - From Philippinen


Sonne, Strand, Meer und ein leerer Handyakku - alles in allem ein Wochenende, wie es sein sollte.

Montag, 24. November 2008

Higantes Festival

Vorbei ist das nasseste Wochenende meines Lebens. Samstag feierten Norbert und Max ihre Abschieds(pool)party. Im Anschluss ging es zum "Higantes Festival" in Angono. Den Namen verdankt es riesigen Figuren aus Pappmaschee, die durch die Straßen getragen werden. Dort ist es Tradition, sich gegenseitig, und insbesondere auffällige Austauschstudenten, von oben bis unten mit Wasser zu übergießen. Das geht dann ein paar Stunden so.
Einerseits ist es ein katholisches Fest (zumindest teilweise), zu Ehren eines Schutzheiligen, andererseits nehmen viele Schwule und andere Männer, als Frauen verkleidet, teil und boten die skurilsten Shows dar. Tausende Kinder stehen am Straßenrand und erfreuen sich am Spektakel. Die Erwachsenen halfen teilweise etwas mit Alkohol, der in Form von Rum und Gin überaus starke Präsenz auf den lokalen Werbeplakaten zeigte, nach. Auf jeden Fall schienen alle jede Menge Spaß zu haben.

Johanna macht eine Ad-Hoc-Bekanntschaft - From Philippinen


Buntes Treiben - From Philippinen


Ein Haufen Kinder schaut dem lustigen Treiben zu. Unten im Bild: eines von vielen San-Miguel-Gin-Werbeplakaten. - From Philippinen


Danach ging es, nach einem kurzen Abstecher zwecks Mittagessen zu einer typischen philippinischen Familie (oder besser gesagt: typische Atenean-Familie), weiter in ein lokales Kunstmuseum. Abschluss des Tages war der Besuch von uralten "Höhlenmalereien".

Unser treuer "God is Love"-Jeepney - From Philippinen


Wenn man den Montag zum Wochenende noch dazuzählen möchte, dann sei gesagt, dass ich dank eines spontanen Regenschauers so nass geworden bin, wie ich durch einen Sprung in den Pool nicht nasser hätte werden können. Ob sich ein neuer Regenschirm für den Rest der Regenzeit noch lohnen würde?

Freitag, 21. November 2008

Taxi!

Die Gastfreundschaft der Filipinos ist ohnegleichen. Am Donnerstag habe ich mich mit einem philippinschen Freund, "Kiko" getroffen, den ich noch aus Deutschland kannte. Er lebt und arbeitet in Manila. Letzteres in der Regel nachts und auch am Wochenende, da das die Geschäftszeiten in Übersee sind.
Was als Ausflug zusammen mit Carina und Mario in den Rizal-Park begann, endete in einer Bar in Malate. Kiko zeigte uns die Stadt und lud uns den ganzen Abend ein. Dies schien im eine tiefere innere Freude zu bereiten, ebenso wie das Verhandeln mit den Taxifahrern. Eine Eigenschaft, die auch ich mir inzwischen zur Gewohnheit gemacht habe.

Beim Touren mit Kiko, Mario und Carina durch Manila - From Philippinen


Gerade des Nachts und bei längeren Fahrten zeigen sich Taxifahrer sehr unwillig, ihren Taxameter zu benutzen. Aber mit ein wenig Geschick, kann man die Wucherfestpreise, die teilweise verlangt werden auf ein akzeptables Maß (ca. einen Euro Aufpreis, was für Taxifahrer hierzulande schon relativ viel ist) reduzieren. Bei extremer Uneinsichtigkeit aufseiten des Taxifahrers schickt man ihn einfach weiter nimmt den nächsten.

Da gestern Freitag war, entschieden wir uns, dem Schickimicki-Club "Embassy" einen Besuch abzustatten. Über zwei Ecken waren wir auf die Gästeliste gekommen. Die Filipina, die dafür verantwortlich war, konnte leider nicht dabei sein, weil sie Hausarrest(!) hatte. Ihr Wohnheim ist videoüberwacht und der Besitzer hatte herausgefunden, dass sie des öfteren erst spät nachts heimgekommen war (katholisches Land und so).
Als wir ankamen, stellten wir fest, dass die Schlange für Gäste auf der Gästeliste länger als die eigentliche Schlange war. Für Ordnung sorgten bodybuilderartige Türsteher mit roten T-Shirts, auf denen Sprüche wie "Do as you are told!" oder martialische Symbole zu erkennen waren.
Im Clubinneren ging das Schlangestehen weiter, um auf den Mainfloor zu gelangen. Gut, dass wir kurz vorher ein paar Filipinos kennengelernt hatten, die offenbar den Ordner kannten, der uns dann daran vorbeilotste.
Zwei anderen Austauschstudenten wurde in diesem Club vor einiger Zeit ihr Handy geklaut. Wäre mir auch fast passiert. Ich merkte nur, dass es aus meiner Tasche - enge vordere Tasche meiner Bluejeans - glitt und glaubte, es in der Hand eines anderen zu sehen. Als ich danach greifen wollte, war die Hand leer, das Handy lag auf dem Boden. Offenbar hat er es geistesgegenwärtig fallenlassen.
Wie auch immer, den Rest des Abends war ich etwas vorsichtiger und ward nicht mehr belästigt. Alles in Allem trotzdem ein großer Spaß. Inklusive des Handelns mit den Taxifahrern.

Montag, 17. November 2008

Finally an Atenean

Nach langem Hin und Her bin ich jetzt offiziell ein "Atenean", wie man Angehörige der Ateneo de Manila gemeinhin nennt. Aus dem Mund meines Arnis-Lehrers klingt es allerdings zuweilen eher wie "Spartiaten!". Er hat schon einige Titel in verschiedenen Gewichtsklassen gewonnen, das philippinische Olympia-Team trainiert und ist Vize-Präsident von Arnis Philippines. Nur die besten des Landes unterrichten an der Ateneo, auch im Sport. Das wird einem als Student hier jeden Tag vermittelt. Fange langsam an, es auch zu glauben ;-)

Ich mit hart erkämpfter student ID - From Philippinen


Morgengebet
Heute morgen haben wir (bzw. die Katholiken unter uns), einer Anweisung der Dozentin folgend, gemeinsam vor dem Unterricht gebetet. Ich fand es etwas seltsam, aber für die regulären "Ateneans" gehört das offenbar von Zeit zu Zeit dazu. Was sich nicht zwangsläufig in großer Textsicherheit widerspiegelt. Und auch nicht unbedingt in besseren Testergebnissen. Gottes Wege sind unergründlich.
Kurze Anmerkung: Wie alle Ateneos ist auch die Ateneo de Manila eine jesuitische Bildungseinrichtung, daher der spirituelle Touch.

Freitag, 14. November 2008

Straßenwirtschaft

Auf Manilas Straßen unterhalten viele Kleinstunternehmer ihre Personengesellschaften am Rande der Legalität. Zwei Beispiele.

Beispiel 1 - Der Zigarettenverkäufer
Dieser Unternehmer zeichnet sich enorme Abgastoleranz aus, denn der Raum seines wirtschaftlichen Handelns ist die Straße. In diesem Fall die Katipunan Avenue. Er agiert zwischen den Autos und direkt mit den Fahrern. Was in Deutschland gefährlich werden könnte, führt in Manila zur rush hour (in der die Geschwindigkeit der Fahrzeuge gegen null sinkt) höchstens zu einer dreckigen Lunge. Auf Wunsch weist der Zigarettenverkäufer auch den Weg.

Ein Zigarettenverkäufer bei der Arbeit - From Philippinen


Beispiel 2 - Der "Parking Guy"
Wie mir ein Kommilitone heute erzählte, sei es in den Philippinen durchaus üblich, sogenannte "parking guys" dafür zu bezahlen, dass sie auf ein Auto aufpassen, während der Fahrer seinen Einkauf oder was auch immer erledigt. Für eine geringe Gebühr sorgen sie also dafür, dass während dieser Zeit niemand Kratzer in das Auto macht. Wie nett. Ich frage mich, was passieren würde, wenn Parksünder in Deutschland statt eines Strafzettels einen Kratzer in ihr Auto bekämen.

Mittwoch, 12. November 2008

Advertising, advertising...

Es ist geschafft - meine Kurse stehen, meine ID ist beantragt; der Rest sind nur noch Formalitäten.

Neben Advertising Practices & Principles belege ich jetzt auch noch Advertising Management, Visual Thinking for Communication Managers und Information Society. Sehr advertising-lastig also dies Semester, wie man sieht.
Da ich nun alle Kurse gesehen habe und mir ein erstes Bild machen kann, muss ich sagen, dass mir die Art und Weise, wie an der Ateneo gelehrt wird (mal abgesehen von seltsamen "Quizzes" in einem der Kurse) extrem gut gefällt.
Der Vortragsstil von Mr. Escaler (vom Communication Department) haut mich schlicht vom Hocker. Noch niemals habe ich jemanden so eloquent und lebendig präsentieren sehen. Fast selbstverständlich teilt er in der ersten Vorlesung psychologische Persönlichkeitstests an jeden Studenten aus, damit er die Veranstaltung auf das Persönlichkeitsprofil der Kursteilnehmer abstimmen kann.
Ein weiteres Plus, das auf alle meiner Dozenten zutrifft, ist, dass jeder von ihnen kein reiner Akademiker ist, sondern auch tatsächlich in der freien Wirtschaft tätig war oder ist. Man merkt, dass jeder von ihnen genau weiß, wovon er redet und was aus den Büchern (und darüber hinaus) wirklich relevant ist.

Um die Balance zu wahren, sollte ich nicht zu sehr ins positive abdriften. Einer meiner Dozenten war immerhin eine ganze Stunde zu spät. Bei einer dreistündigen Veranstaltung ist das kein Weltuntergang, zeigt aber, dass auch die Herren Dozenten nur Menschen sind.

Habe ich schon erwähnt, dass es in den Veranstaltungsräumen (vor allem in den Management-Gebäuden) einen Dresscode gibt? "Short shorts", Trägertops, Flip-Flops und alles, was an Strand- oder Sportmode erinnert bzw. zuviel Haut zeigt ist tabu.
Das ist allerdings nicht der Grund, weshalb ich heute eine lange Jeans und Lederschuhe trug. In den Räumen mit Klimaanlage (und meine Veranstaltungen sind ausnahmslos airconditioned) ist es mir sonst einfach zu kalt. Fast wie im Kino. Nur das Popcorn fehlt, denn Essen im Hörsaal ist ebenfalls tabu.

Montag, 10. November 2008

Erster Tag an der Uni

Montag Morgen, 9:30 Uhr - mein erster Kurs: Advertising Principles & Practices.

Insgesamt hat der Kurs eine Größe von ca. 40 Personen, fünf davon männlich. Die meisten Teilnehmer, die so klangvolle Namen wie "Kitkat" oder "Melody" tragen, sind geschätzte 18-19 Jahre alt, wirken aber recht engagiert.
Die Dozentin selbst, die perfektes business english spricht und deren Tochter Creative Director bei einer großen internationalen Werbeagentur ist, ist eine erfahrene Werberin. Sie ist eigentlich schon seit ca. fünf Jahren in Rente, aber aus Spaß lehrt sie noch ein wenig an der Uni.
Vom Unterrichtsstil her unterscheidet sich dieser Kurs bemerkbar von denen in Ilmenau. Mit einem Verweis auf die philippinische Mentalität sahen wir uns mit für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich direkten Fragen durch die Dozentin konfrontiert:

"Are you single?"

"Are you a pair?" (zu mir und Carina)

"Are you catholic?"


Wie dem auch sei. Bei der Gruppenbildung wurden wir sehr herzlich einbezogen und gehören nun zu einer studentischen Werbeagentur (ad agency) mit dem kreativen Namen "advance" (zum Vergleich: die anderen Agenturnamen beinhalteten "addiction", "advenue" und "adventure").
Ansonsten ist der Unterricht relativ strikt organisiert. Wir werden jede Woche kleine Tests schreiben, damit wir nicht auf die Idee kommen, während des dreistündigen Kurses unaufmerksam zu werden. Außerdem wird es viele Workshops (Gruppenarbeit) geben, nach denen sich selbstverständlich alle Teammitglieder anhand einer dreistufigen Skala selbst bewerten müssen. Pflichtlektüre für den Kurs ist einzig die wöchentliche Kolumne in der Business World, die unsere Dozentin schreibt.
Positiv hervorzuheben ist, dass es einen Sitzplan mit Fotos von jedem Teilnehmer geben wird. Vielleicht möchte der ein oder andere Dozent in Deutschland sich davon inspirieren lassen - ich zumindest würde es tun ;-)

Generell werden die Ateneo-Studenten zur Perfektion erzogen und es wird ihnen ein elitäres Bewusstsein eingeimpft. Vielleicht nicht ganz zu unrecht. Laut einer Times-Studie aus dem Jahr 2008 über die besten Universitäten der Welt belegt die Ateneo de Manila University Platz 254, wie ich aus einer AdMU-internen Zeitung erfuhr. Damit ist sie die beste Universität der Philippinen. Die beste deutsche Uni ist laut dieser Studie die Universität Heidelberg, auf Platz 57.
In einem anderen Seminar der Privatuniversität, zu dem wir auch Zugang haben, spricht unter Anderem ein ehemaliger Chairman von Procter & Gamble als Gastdozent.
Ich denke, es wird ein interessantes Semester.

PS: offiziell eingeschrieben bin ich im Übrigen immernoch nicht, passiert im Laufe der Woche, hoffe ich.

Samstag, 8. November 2008

Einweihungsfeier

Am orientation day bekam lernten wir die restlichen Austauschstudenten, die dieses Semester an der Ateneo studieren, kennen. Außerdem konnten wir uns bei einer Campus-Tour besser mit dem Unigelände vertraut machen. So langsam finde ich mich zurecht.
Und: ich habe jetzt meinen offiziellen philippinischen Buddy zugeteilt bekommen. Er heißt Ivan und studiert im zweiten Semester. Den kann ich anrufen oder texten wannimmer ich orientierungslos auf dem Campus umherirre. Cool.

Dann war es nun endlich auch soweit, dass unser gemütliches Haus durch eine kleine Einweihungsfeier offiziell eingeweiht werden konnte. Eine gute Gelegenheit, um die anderen Studenten aus aller Welt (neben deutschsprachigen Mitteleuropäern vor allem Franzosen, Spanier und Japaner - und natürlich Filipinos) näher kennenzulernen. Hier ein paar Eindrücke.






Wetterbericht
Das Wetter diesen Sonntag ist ausnahmsweise mal nicht durch prallen Sonnenschein gekennzeichnet. Die sich dem Ende nähernde Regenzeit macht sich durch helle Blitze und krachenden Donner bemerkbar. Wenigstens wird die versmogte Großstadtluft auf diese Weise einmal reingewaschen.

9. November, 30°C. Noch ist die Regenzeit nicht ganz vorbei. - From Philippinen

Freitag, 7. November 2008

McDo On The Go / Einschreibung Teil 3

Allgegenwärtige amerikanische Großunternehmen wie McDonalds fallen in Manila teilweise durch einen nicht zu übersehenden Einfallsreichtum auf.

Fast food "on the go". - From Philippinen


Niemand muss auf seine Burger verzichten, auch während am Restaurant noch gebaut wird. - From Philippinen


Einschreibung geht weiter
Sheena vom OIP kümmert sich wirklich lieb um uns und hilft uns bei allem, was mit der Uni zu tun hat - aber manchmal geht es etwas planlos zu.
Heute (an einem Samstagmorgen) wurden wir ins OIP gebeten, um unsere Original-Registrierungszettel abzugeben. Wohlgemerkt hätten wir das auch schon vor zwei Tagen machen können, als das OIP sich eben diese Zettel kopiert hat.
Wie dem auch sei, es geht voran.

Mittwoch, 5. November 2008

Einschreibung Teil 2

Um die Erlaubnis der anderen Departments einzuholen, um dort auch Kurse belegen zu dürfen, liefen wir heute zu unchristlicher Stunde quer über den Campus. Dann wieder zurück zu Mr. Escaler, der uns online einschrieb. Im Communications Department war schon morgens die Hölle los - zum Glück bekamen die Undergraduate-Studenten eine separate Schlange, sodass sich unsere Wartezeit etwas verkürzte. Als Graduate-Studenten durften wir die Reihenfolge unter uns ausmachen.

"The undergraduates please come again tomorrow; and the graduates - you just fight out who is first."

Wir wurden dann zur Registrierung geschickt. Wieder anstellen, warten, drankommen - die Bearbeiterin verschwindet mit meinen Zetteln, kommt nach einiger Zeit zurück, gibt mir einen Telefonhörer in die Hand, aus dem Sheena mir erklärt, dass ich eigentlich zurück zum OIP hätte kommen sollen. Also zurück zum OIP. Sheena erklärt uns, dass sie jetzt alles weitere regelt - finde ich gut.

Im OIP sitzt noch ein Deutscher. Außerdem haben wir eine deutschsprachige Filipina zufällig auf dem Campus getroffen. Sie arbeitet für die Konrad-Adenauer-Stiftung und hat uns direkt zu sich eingeladen (zum Sauerkraut essen ;-). Erschreckend mit wie wenig Englisch man auskäme, wenn man es darauf anlegte.

Die richtige Einschreibung wurde auf Samstag vertagt. Die Spannung steigt.

Kino
Gestern Abend waren wir im Kino in der Gateway Mall. Ich hatte zwar schon gehört, dass die Temperaturen in den philippinischen Mall-Kinos kühltruhenähnlich sein sollen - heute konnte ich mich selbst davon überzeugen. Zieht euch warm an!
Ansonsten ist das Kino sehr schön, wir waren in einem riesigen Saal mit komplett digitaler Projektionstechnik. Die Befürchtung, ich könnte den Filipinos hinter mir durch meine Größe die Sicht stehlen erwies sich als unbegründet. Die Steigung im Saal sowie die Sitze selbst sind größer als in deutschen Kinos.
Popcorn gibt es nur gesalzen. Was allerdings nicht heißt, dass man nicht zu diesem salzigen Popcorn noch zusätzliche Geschmäcker, wie z.B. Chocolate Marshmallow, hinzufügen könnte. Interessant.
Vom Film selbst - James Bond: Quantum of Solace - war ich übrigens nicht überwältigt.

Einschreibung Teil 1

Heute waren wir im Office of International Programs (OIP), um unsere Kurseinschreibung voranzutreiben. Unsere philippinische Ansprechpartnerin Sheena, die uns auch unser Haus vermittelt hatte, führte uns zum Head of the Communications Department, Mr. Escaler. Er ging mit uns die Kurse durch, die dies Semester zur Verfügung stehen - bzw. nicht zur Verfügung stehen. Mit Ernüchterung mussten wir feststellen, dass sogut wie keine Kurse, die wir uns in Deutschland ausgesucht hatten, dieses Semester angeboten werden. Allerdings ist Mr. Escaler ein sehr freundlicher Mann, der uns versicherte, er würde alles tun, um uns in die Kurse, die wir jetzt neu aussuchen, hineinzubringen.
Wie jede Uni kämpft auch die Ateneo mit Platzproblemen in den Seminarräumen, weshalb das noch eine interessante Herausforderung werden wird. Zumindest einer von uns drei Ilmenauern hat schon einen Platz sicher - allerdings an einem anderen Department: Am Nachmittag konnten wir eine Reservierung für einen von uns beim Department of Marketing and Law - wo wir zunächst für Franzosen gehalten wurden - herausschlagen.
Das Department of Fine Arts, wo wir auch gerne einen Kurs belegt hätten, hatte heute komplett geschlossen, wie uns auf einem offiziell aussehenden, handgeschriebenen Zettel an der Tür klargemacht wurde.
Als wir den Rückweg antraten, drängte sich uns der hektische Anblick der rush hour auf der Katipunan Avenue auf.

Rush hour auf der Katipunan Avenue - From Philippinen


Auf dem Weg zum Haus kam uns der äußerst deutsche Gedanke, dass man am Abend noch gemütlich ein Bier im neuen Wohnzimmer trinken könnte. Im Wohnheim auf dem Campus (wie auf dem gesamten Unigelände) wäre das streng verboten gewesen. In den Philippinen trinkt man typischerweise San Miguel. Das spanische Erbe lässt grüßen. Die kleinen Läden verkauften zu unserer Überraschung dann jedoch kein Bier. Ein älterer freundlicher Ladenbesitzer, der früher Schiedsrichter beim Basketball war, führte uns - weil er "sowieso gerade dahin wollte" - zu einem ein paar Minuten entfernten Convenience Store, wo wir schließlich fündig wurden.
Er erklärte uns auch, warum es in den kleinen Läden (die keinen Wachmann haben) keinen Alkohol mehr zu kaufen gibt. Es scheint Filipinos zu geben, die nach Alkoholkonsum nicht mehr Herr ihrer selbst sind, was sich für den Ladenbesitzer in Form eines beschädigten Ladens und eines darauffolgenden Rechtsstreits manifestierte. Seit dem verkauft er keinen Alkohol mehr. Offenbar sind Geschichten dieser Art nicht selten. Eine Flasche billiger Rum kostet hier übrigens nicht mal einen Euro.
Der Sohn des Ladenbesitzers spricht ein perfektes Englisch, was ihm einen Job im Callcenter einer amerikanischen Firma eingebracht hat.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Bohol und Einzug

Heute haben wir endlich unser neues Haus bezogen. Ja: Haus. Wirklich sehr schön und groß. Einziger Nachteil: nur Deutsche im Haus (nagut, eine Österreicherin ist auch dabei). Insgesamt wohnen wir also zu siebt in einem Haus, das für fünf Menschen ausgelegt ist. Marienstatuen gibt es hier allerdings für zehn, denn auf den katholischen Philippinen scheint der Grundsatz zu gelten: je mehr heilige Figuren, desto besser. Wird sicher eine interessante Zeit.
Personalkosten in den Philippinen sind generell sehr niedrig. Die Mehrheit der Hausbewohner spielt mit dem Gedanken, einen Tagalog-Lehrer und eine Putzfrau zu engagieren, was ich begrüßen würde, da uns beide der philippinischen Kultur und Mentalität sicher näher bringen würden.

Die sechs Mitbewohner - From Philippinen


Die letzten Tage vor Unibeginn verbrachten wir auf Bohol, einer Insel in den Visayas, die etwas weiter von Manila entfernt sind. Auf diese Weise konnten wir uns noch etwas entspannen und die philippinsche Mentalität ein wenig näher kennenlernen. Insgesamt scheint das Leben hier etwas langsamer abzulaufen.

Am Alona Beach auf Panglao Island (kleine, tropische Insel mit vielen Palmen, Masseusen und Verkäufern bei Bohol, wo man sich hauptsächlich von Pancakes und Mango Juice ernährt) haben ein paar von uns (darunter auch ich) Tauchen gelernt und allerlei bunte Fische (z.B. Kugelfische, Fledermausfische oder Rotfeuerfische) und anderes Getier unter Wasser beobachtet. Man sagt, wer auf den Philippinen Tauchen gelernt hat, hat es schwer, sich woanders von der Unterwasserwelt beeindrucken zu lassen.

Alona Beach auf Panglao - From Philippinen


Beim Tauchen - From Philippinen


Im Anschluss erkundeten wir noch die restliche Insel. Besonders auf die kleinen Tarsiere, kleine Primaten mit riesigen Augen, hatten wir es abgesehen. In einem kleinen Naturschutzgebiet kann man sie in freier Wildbahn anschauen. Im Visitor Center hängen neben diversen Informationen auch Bilder von Prince Charles mit einem Tarsier oder eine Collage, die zur Hälfte einen Tarsierkopf und zur anderes Hälfte den Kopf von Yoda zeigt.

Tarsier - From Philippinen


Eine rasante Erfahrung war danach die Tour durch die Chocolate Hills. Wir mieteten ein paar Motorräder inklusive Fahrer und ließen uns in teilweise recht waghalsigen Manövern durch die Berge, die angeblich durch die Tränen eines Riesen mit Liebeskummer entstanden sind, fahren. Die Fahrer waren sehr erfahren - meiner z.B. fährt diese Strecke seit zehn Jahren und kennt dementsprechend die schönsten Plätze. An dieser Stelle sei bemerkt, dass man als Europäer davon ausgehen sollte, stets einen viel zu hohen Preis genannt zu bekommen, den man dann je nach Verhandlungsgeschick etwas drücken kann. An jenem Tag klappte es ganz gut. An anderen Tagen wurden wir von Wucherpreisen schockiert, die das zehn- oder 20fache des Normalpreises betrugen. Mit der Zeit entwickelt man eine gewisse Gelassenheit gegenüber solchen Dreistigkeiten.

Die Chocolate Hills auf Bohol - From Philippinen


Auch mit dem Motorrad gut zu erkunden - From Philippinen


Alles in allem lassen sich die letzten zehn Tage nur schwer auf so knappem Platz beschreiben. Deshalb möchte ich - getreu dem Motto: ein Bild sagt mehr als tausend Worte - ein paar Fotos sprechen lassen, die ich auf der Reise gemacht habe.

From Philippinen

Twitter Updates

Ab sofort koennt ihr in der linken Spalte auch sogenannte "Twitter Updates" von mir lesen. Das sind Mikroblogeintraege fuer die kleinen Info-Haeppchen zwischendurch.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Anreise mit Umwegen

Nach interessanter Reise mit Umwegen sind wir endlich in Manila angekommen.

Zunaechst flogen wir wie geplant nach Taipeh in Taiwan, wo wir drei Tage verbrachten. In dieser Megastadt wechseln sich verschiedene Gerueche ab, vorwiegend von Fritierfett, Abgasen und Urin. Die Anzahl der Werbetraeger an Haeuserwaenden, sowie die Masse an Mopeds ist unendlich hoch.




Unter Anderem besuchten wir das ehemals hoechste Gebaeude der Welt, den Taipeh 101 mit - wie der Name schon sagt - 101 Stockwerken. Als Besucher kann man allerdings hoechstens bis in den 91. Stock fahren. Wahnsinnsausblick von da oben.





Ausserdem wollten wir an den Strand im Norden Taiwans. Leichter gesagt als getan. Zuerst fuhren wir nach Keelung City, von wo aus wir weiter wollten. Jedoch spricht hier schon niemand mehr Englisch. Und als Nicht-Sinologe hat man auch seine Schwierigkeiten mit den chinesischen Schriftzeichen. Letzten Endes hat es uns per uraltem, in jedem Schlagloch klappernden Bus nach Jinshan verschlagen.
Jinshan ist (im Vergleich zu Taipeh) sehr klein und es spricht hier wirklich niemand(!) Englisch oder andere europaeische Sprachen. Nur chinesisch weit und breit.



Ein Hoffnungsschimmer keimte in uns auf, als wir die englischen Ausschilderungen zum "Visitor Center" sahen. Dort angekommen fanden wir einen Baucontainer vor, in dem zwei Chinesen inmitten von ein paar chinesischen Prospekten ueber Taiwan sassen. Selbstverstaendlich sprachen die beiden kein Wort Englisch. Also zogen wir auf eigene Faust durch die tropischen Waelder und sahen grosse bunte Schmetterlinge und eine riesige Buddha-Statue, die ueber den Strand (zu dem wir doch nicht mehr gingen, da es inzwischen fast dunkel und das Wasser zudem sehr schmutzig war) wachte. Nach dieser Erfahrung wollten wir zurueck ins internationalere Taipeh und versuchten uns zu einem entsprechenden Bus durchzufragen. Kurz darauf schleuste uns ein freundlicher Busfahrer in sein Fahrzeug - wir nahmen an, dass er nach Taipeh fuhr und hoffentlich nicht allzu teuer ist. War dann auch so.

Auf jeden Fall sind wir jetzt endgueltig in Manila angekommen. Erste buerokratische Akte haben wir auch schon vollzogen und uns eine netter Residenz gemietet. Und obwohl wir erst vor ein paar Tagen hier angekommen sind, geht es schon wieder weiter. Morgen fahren wir fuer ein paar Tage nach Bohol und Cebu.

Ueber Manila selbst will ich jetzt nicht viel schreiben, denn die Zeit ist knapp und zu erzaehlen ist viel. Wird aber nachgeholt.

Donnerstag, 25. September 2008

Vorbereitungen abgeschlossen

Inzwischen sind die Vorbereitungen abgeschlossen, in drei Wochen geht der Flug Richtung Philippinen, wo ich ein Semester an der Ateneo de Manila University (AdMU) studieren werde. Doch was musste getan werden, um an diesen Punkt zu kommen?

Wie läuft der Bewerbungsprozess ab? Welche Dokumente müssen eingereicht werden? Was ist mit Stipendien und Auslands-Bafög? Wann muss der Flug gebucht werden? Welches Visum brauche ich? Fragen über Fragen. Hier ein paar Antworten.

Bewerbungsprozess

Im Wintersemester 2007/2008 bewarb ich mich für ein Auslandssemester im Winter 2008/2009. Das bedeutet, ich hatte mich schon vorher über die verschiedenen Partneruniversitäten informiert und drei Favoriten in der Bewerbung erwähnt, wobei die AdMU mein Erstwunsch war. Auch ein persönliches Gespräch mit Frau Dr. Zeller, die den "outgoing students" mit Rat und Tat zur Seite steht, hat mir sehr weitergeholfen. Die Bewerbung war an die Institutsdirektion des IfMK gerichtet und enthielt neben einem Anschreiben noch einen Lebenslauf und meine Leistungsübersicht aus dem Studium, sowie einen Sprachennachweis. So weit, so normal - die Details stehen auch alle auf den Institutsseiten.

Dokumentenpaket

Sobald man die Zusage von der Uni bekommen hat, gilt es, diverse Dokumente auszufüllen und gesammelt an die TU-Ilmenau zurückzugeben, die sie dann an die AdMU weiterschickt. Dieses Dokumentenpaket enthält unter Anderem Formulare zur Ankunft und Einschreibung in Manila, über die bisherigen Leistungen im Studium (auf englisch), über die Wohnungssuche und Informationen über den Visumsantrag. Falls man - wie dieses WS - mit mehreren Studierenden nach Manila aufbricht, stellt die Koordination aller dieser Dokumentenpakete eine weitere Herausforderung dar. Am besten ist auch hier, man fängt so früh wie möglich mit der Organisation an (auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, dass das für Studenten nicht ganz realistisch ist ;)

Auslands-Bafög

Wer schon Bafög bezieht, kann sich evtl. das bürokratische Ausmaß dieses Antrags vorstellen. Für mich war es eine gänzlich neue Erfahrung. Trotzdem lohnt sich die Mühe, denn die Grenzen für das Auslands-Bafög liegen höher als beim normalen Bafög. Dennoch: etliche Dokumente und Bescheinigungen von der Uni, von den Eltern, den Geschwistern, der Krankenkasse etc. müssen beschafft und beigelegt werden. Natürlich habe ich den Antrag auch viel zu spät gestellt, als dass ich mir noch Hoffnungen auf eine rechtzeitige Bearbeitung machen könnte. Am besten stellt man ihn schon ein halbes Jahr vorher. Aufgrund verschiedenster Informationen, die dort gefordert werden, ist das aber nicht immer ganz so leicht. Auch hier hilft ein Anruf oder eine E-Mail direkt an das entsprechende Bafög-Amt (für die Philippinen: Hannover).

Stipendium

Man kann sich bei verschiedenen Organisationen für ein Stipendium bewerben (z. B. beim DAAD). Ich habe mich direkt bei Akademischen Auslandsamt (AAA) für ein Teilstipendium im Rahmen von Hochschulpartnerschaften beworben (Antrag mit VPN über die Website des AAA erreichbar). Ob und wie das mit dem Auslands-Bafög verrechnet wird, bleibt abzuwarten.

Flug

Unseren Flug von Frankfurt mit China Airlines haben wir ca. dreieinhalb Monate im Voraus gebucht. Viel länger sollte man auf keinen Fall warten, am besten so früh wie möglich buchen, wenn es noch Auswahl und gute Preise gibt. Mit Studentenrabatt (der sich nur übers Telefon buchen lässt) fliegt es sich noch günstiger. Da es keine direkten Flüge nach Manila gibt, haben wir uns als Zwischenstopp Taipeh ausgesucht, wo wir ein paar Tage bleiben werden, bevor es weitergeht.

Visum

Mein Visum vom Typ 9(A) habe ich persönlich in der philippinischen Botschaft in Berlin beantragt. Fünf Werktage später kam es per Einschreiben mit der Post, da ich den Beamten einen frankierten Briefumschlag da gelassen hatte. Die Angestellten in der Botschaft sind sehr freundlich und helfen einem, falls man Fragen hat. Allerdings haben sie viel zu tun, sodass man per Telefon oder E-Mail nicht zwangsläufig genausogut - wenn überhaupt - beraten wird. Das Visum, so versicherte man mir, ist zunächst für 59 Tage gültig und nur single entry. Auf meine Frage, ob ich auch ein Mehrfacheinreisevisum bekommen könnte, reagierte der philippinische Botschaftsmitarbeiter zunächst mit leichter Irritiertheit. Als ich ihm sagte, dass ich an der Ateneo studieren werde, lächelte er gleich etwas freundlicher und versicherte mir glaubhaft, dass man mir dort weiterhelfen würde. Ich deute das als ein gutes Omen - und bin gespannt, wie es weitergeht.